Dienstag, 22. Dezember 2009

Klugscheißen will gelernt sein

So ein Gang in Richtung Kantine kann sehr interessant sein. Erst recht wenn man auf Menschen trifft, dich sich für etwas Besseres halten, da sie von einem anderen Unternehmen stammen. Es handelte sich in meinem Fall um zwei Damen und einen Herren, die mich bereits aus 10 Metern Entfernung erblickten und mit gekonntem Blick innerhalb eines Sekundenbruchteils von oben bis unten musterten.
Devise: Sieht besser gekleidet aus (Nadelstreifen, dunkelgraues Hemd mit weiß abgesetztem Kragen und passender dunkler Krawatte), als Folge wandten sich die Nasenspitzen der Decke zu und die Stimme besagter Personen wurde nasal.

Mit einem gewissen Unterton und etwas gedehnt lässt ‚er‘ dann verlauten: "Das Gemüse war heute etwas salzig." Es folgte in ähnlichem Tonfall die Antwort: "Dann ist es gut für die Elektrolyse." Gewürzt wurde der Spaß von einem kurzen verhallenden Lacher.

Ich selbst hingegen bin fast gestolpert. Denn den Bock, den die grade geschossen haben, muss man erstmal finden. "Elektrolyse" wird beispielsweise der Vorgang genannt, bei dem Wasser in seine Bestandteile zerlegt wird: Wasserstoff und Sauerstoff. Alternativ gewinnt man mit Hilfe dieses Prozesses auch Metalle - alles kompliziert (Anode, Kathode, Nernstsche Gleichung...).
Im Körper haben wir das Anode-Kathode-Spielchen im Zusammenhang mit den Nervenzellen, irgendwo taucht dann noch die Natrium-Kaliumpumpe auf: Auch nochmal eine Wissenschaft für sich, aber selbst dort wäre eine Elektrolyse wohl nicht all zu gesund.

Gemeint waren mit aller Wahrscheinlichkeit die Elektrolyte. Klugscheißen will gelernt sein – oder "Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal..."

Oder liege ich vielleicht falsch? Vielleicht war tatsächlich die Elektrolyse des Wassers gemeint. Das würde erklären, weshalb besagte Personen plötzlich den Kopf höher trugen, als üblich. Der Hohlraum zwischen den Ohren hat sich schlicht mit Wasserstoff gefüllt. Bleibt nur zu hoffen, dass keiner von denen Raucher ist... So eine Knallgasprobe am lebenden Objekt ist sicherlich nicht lustig – zumindest für einen selbst.

Samstag, 19. Dezember 2009

Ho! Ho! Ho?

Kindermund tut Wahrheit kund. Meint zumindest der Volksmund. Folgendes ist mir widerfahren:

Anfang des Monats war ich im Bus unterwegs und ich trug zwei wunderschön verpackte Geschenke mit mir umher in einem Stoffbeutel. Der Platz neben mir war frei und so landete mein Gepäck dort. Aufgrund der schwachen Besetzung musste ich also nicht den über mir platzieren Sticker beachten: "Unsere Taschen haben's bequem - Nur Marlen, die muss steh'n"

Es dauerte keine Minute, da drehte sich vor mir ein Kind um - neben ihm seine Mutter. Das von Jürgen von der Lippe wunderbar erklärte 'gebrüllte Flüstern' setzte ein: "Mama! Der Weihnachtsmann! Guck mal!" - gemeint war ich. Mein erster Gedanke war, dass er wohl einfach die Geschenke gesehen hat. Meine Hand wanderte deshalb prüfend nach rechts, gefolgt von meinen Augen, doch zu erkennen war nichts. Durch eine ungeschickte Bewegung traf ich jedoch eine Trageschlaufe und gab so den Blick auf die begehrenswerten Objekte frei. Jetzt war der kleine aus dem Häuschen, denn für ihn war das offensichtlich der Beweis für seine Vermutung - "Siehst du? Siehst du? Da!"

Die Geschichte fand jedoch schnell ihr Ende, denn die beiden mussten aussteigen - ich hätte auch nicht gewusst, wie ich reagieren sollte.

An sich würde ich dies nicht niederschreiben, doch gestern überkam mich dann folgendes:

Wieder bin ich im Bus unterwegs - diesmal ein Erlebnis für Augen und Nase. Zum Glück fand der Bus endlich seinen Weg durch den Schnee und kam an meiner Ausstiegshaltestelle an. Ich erhebe mich und sehne mich bereits nach frischer Luft, denn leider habe ich auch einen leichten Husten und halte grade eine Art Bellen zurück, relativ dunkel im Klang, das sich aber nur selten zu Wort meldet. Auf dem Weg durch den Gang muss ich kurz stehen bleiben, vorne staut sich mal wieder alles. Plötzlich fällt mir ein Kind in den Rücken - "Der Weihnachtsmann, der Weihnachtsmann!" Durch die ruckartige Bewegung muss ich unterdrückt Husten - dreimal, kurz hintereinander. "Hörst du Mama?" - offensichtlich habe ich den Klang so umgewandelt, dass das Kind ihn für ein "Ho-ho-ho!" gehalten hat.

Zum Glück ging es dann auch schnell raus. Beide Male trug ich eine Jeans und dazu eine schwarze Jacke, keine Mütze. Haar: Braun und in Form.

Wie kommen die Kinder bloß zu dieser Annahme? Bei einem einzelnen Kind, könnte man das noch auf einen Zufall schieben, aber zwei Kinder, an unterschiedlichen Orten, zu unterschiedlichen Tageszeiten und unabhängig?

Ein Fall für die X-Akten...

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Entschuldigen Sie mich bitte, sonst tu ich es selbst!

Wieder ein Tag auf den Beinen und etliche Male angerempelt von wildfremden Leuten, die panisch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken sind. Wenn sie nichts sagen, nehme ich es hin, wenn sie um Entschuldigung bitten, dann freue ich mich, aber am schlimmsten sind diejenigen, die sich selbst entschuldigen. Sprachliche Verrohung oder Absicht? Man weiß es nie so genau. Deshalb reagiere ich auch eher empört und konnte bereits einige wieder auf den richtigen Weg verhelfen, sodass sie lächelnd davongingen.

Zur Erklärung für Unwissende:
Man bittet jemanden einen Fehltritt zu vergeben, entsprechend bittet man darum ihn zu entschuldigen. Entschuldigt man sich bei jemandem, so weist man den anderen an, einem zu vergeben oder man stellt sich gar als eine Art besseren Menschen dar, der in der Lage ist sich selbst zu vergeben.

Für diejenigen die sich immer so kurz wie möglich fassen wollen eine kurze Aufstellung:
"Entschuldigung!" - Dreiste Art sich selbst zu entschuldigen, 4 Silben
"Entschuldigen Sie bitte." So ist es richtig, 7 Silben
"Tut mir leid" Es heißt zwar 'Tun tut man nicht benutzen', aber es wirkt weit persönlicher und mir fällt keine andere Möglichkeit zum verpönten Hilfsverb ein, 3 Silben und damit die kürzeste Variante.

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Sprachlicher Fehlgriff

Es weihnachtet sehr. Weihnachtseinkäufe in der Hamburger Innenstadt sind dabei Pflichtprogramm und bergen auch viele Tücken. Man trifft die unterschiedlichsten Charaktere: Es fängt an bei den Gemütlichen, die sich zu viel Zeit lassen beim Gehen, und endet irgendwo bei den Sprintern: klares Ziel vor Augen, "nach mir die Sintflut!" Jeder stört sich am anderen. Mein Tip kommt von Eugen Roth:

Du möchtest gern alleine wandern -
Doch ständig stören Dich die andern.
Auch Du bist - das bedenke heiter! -
Ein andrer andern, und nichts weiter.

In einem Laden bewies eine recht stürmische Dame, dass ihr schwarzer Humor nicht fern ist:

Ein älterer Herr im Rohlstuhl befand sich etwa 1-2 Meter vom Ende der Kassenschlange entfernt, da seine Frau an besagter Kasse zahlen wollte. Aus der bepackten stürmischen Dame sprudelt es heraus - mit besonderer Betonung auf das erste Worte: "Stehen Sie an?" - nach einem interessanten Blickwechsel folgte die verneinende Antwort.

Schon ein wenig makaber und ich musste prompt an Scary Movie 2 denken. Ob es Absicht war? Man weiß es nicht, die Betonung war aber deutlich vorhanden. Welche Alternativen gibt es? Tja, wie schafft man es sich in einer solchen Situation sprachlich und dem Menschen gegenüber korrekt zu verhalten?

Ein paar Gedanken:
Mit Deutung auf die Kasse - "Wollen Sie auch hier zahlen?"
"Warten Sie auch hier?"
Das Verb umgangssprachlich unterschlagen - "Sie auch hier?"

Aller Anfang ist schwer...

Endlich geschafft! Mein Blog steht - hoffe ich. Einen Blog einzurichten dauert ja doch ein paar Minuten. Dafür kann nun auch ich endlich der breiten Öffentlichkeit meine Meinung, Sichtweise etc. aufdrängen, getreu dem Motto: Jeder Mensch hat ein Recht auf meine Meinung.

Das ganze wurde aber auch langsam mal Zeit, denn immer wieder geschehen mir hier und da Dinge, die sich fernab vom Alltagstrott bewegen und in diesem neumodischen Tagebuch Eingang finden sollen.